“Das ist ein Sprechsaal!”
Einmal auf dem Stuhl des Bürgermeisters platznehmen – das durfte am Mittwochvormittag, den 02. September, eine Delegation von insgesamt zwölf Kindern aus drei DRK - Kindertagesstätten aus Würselen. Sie waren zu Besuch im Rathaus am Morlaixplatz – und konnten dort so Einiges lernen und ausprobieren.
„Wisst ihr was das für ein Saal ist?“, fragte Miriam Ameri, die stellvertretende Pressesprecherin der Stadt Würselen, in das im wahrsten Sinne des Wortes „kleine“ Plenum. „Das ist ein Sprechsaal!“, tönte es ihr von einem der zwölf Kinder entgegen – das stimmte zwar nicht ganz, aber fast. Im Ratssaal des Rathauses wird nämlich tatsächlich viel gesprochen und diskutiert. So auch am 2. September, als eine Abordnung der Kinderparlamente aus drei DRK - Kitas dort den Vormittag verbringen durfte. Je vier Kinder wurden aus den drei Einrichtungen „Am Stadtgarten“, „Im Winkel“ sowie dem „Familienzentrum mit dem Elefanten“ ausgewählt, nicht von den Erzieherinnen und Erziehern, sondern sie wurden von den anderen Kindern der Kinderparlamente gewählt – ganz fair und demokratisch.
Mitbestimmung seit mehr als 25 Jahren
Kinderparlament, Abordnung, geheime Wahlen – Begriffe, nach denen man nicht unbedingt bereits in Kindertagesstätten sucht. In den DRK - Kitas in Würselen jedoch dürfen die Kinder bereits seit mehr als einem Vierteljahrhundert mitbestimmen. Sie können entweder sich selbst oder andere Kinder aus ihrer Gruppe zur Wahl für das sogenannte Kinderparlament aufstellen. Schnell zeigte sich bei den Erzieherinnen und Erziehern, dass Kindergartenkinder bereits in der Lage sind, ihren Alltag bewusst und gezielt mitzugestalten und Entscheidungen für sich zu treffen. Und ganz nebenbei werden sie schon in jungen Jahren an demokratische Wahlen herangeführt, an Prozesse, die den Kern unserer demokratischen Grundordnung ausmachen. Denn nachdem alle Kandidatinnen und Kandidaten der einzelnen Gruppen feststehen, dürfen alle Kinder ihren Favoriten wählen – und zwar in einem extra für die Wahlen eingerichteten Nebenraum, ganz geheim. Wie die „Großen“.
Kleine Menschen mit viel Verantwortung
Die so gewählten Vertreter der Kindergruppen treffen sich dann im Kinderparlament, um die jeweiligen Interessen ihrer Gruppe zu vertreten. Aber auch um Ideen zu sammeln, um über die Einrichtung der Kita mitzubestimmen sowie Umgangsregeln festzulegen und Konflikte zu lösen. Man könnte jetzt sagen: ganz schön viel Verantwortung für die Kleinen. Doch tatsächlich ist es überhaupt keine Belastung für die aufgeweckten Kinder, ganz im Gegenteil. Es macht Ihnen Spaß den Alltag mitzugestalten und selbst zu bestimmen, ob eine Schaukel gelb oder rot sein soll. Entscheidend ist natürlich die exzellente Begleitung der heranwachsenden Parlamentarier durch das pädagogische Fachpersonal – und die ist in den DRK - Kitas der gesamten Städteregion stets gegeben.
„Weckmänner oder Brezeln?“
Nachdem geklärt war in welchem Saal die Kinder sitzen, gab es für die Kleinen erst einmal ein paar Informationen über den Stadtrat und dessen Arbeit im Rathaus. Aufmerksam lauschten die Kinder und lernten, dass hier normalerweise 39 Abgeordnete sitzen, die aktuell allerdings wegen Corona in die Aula des Gymnasiums umgezogen sind. Oder das ihre Eltern bei ihrer Geburt ins Rathaus kommen mussten, um eine Geburtsurkunde ausstellen zu lassen. Auch, dass der Personalausweis im Rathaus ausgestellt wird und warum der immer wieder erneuert werden muss, konnten die Kinder als neues Wissen mit nach Hause nehmen. Nach einer guten halben Stunde wollte die zweite Gastgeberin der Stadt Würselen, Frau Nathalie Thomé, dann doch mal wissen, was in den Kinderparlamenten eigentlich so los ist: „Jetzt erzählt doch mal, was diskutiert ihr eigentlich in eurem Kinderparlament so?“. „Zuletzt“, platzte es aus einem der Mädchen heraus, „haben wir besprochen, ob es zu St. Martin Weckmänner oder Brezeln geben soll.“ Eine Frage, über die das Kinderparlament im Übrigen nach wie vor diskutiert – schließlich müssen alle Vor- und Nachteile entsprechend abgewogen werden.